Vorsichtig und voller Skepsis schlugen wir die Augen auf. Sollte der Wetterbericht Recht behalten und es würde heute nicht regnen? Wir horchten ob wir ein tröpfeln auf dem Van vernehmen konnten, aber glücklicherweise – nichts. Langsam zogen wir den Vorhang beiseite und tatsächlich, leicht bewölkt aber ansonsten blauer Himmel. Wir hatten alles richtig gemacht. Eine riesige Erleichterung machte sich in uns breit. Schnell wurden nach einer Katzenwäsche noch die letzten Habseligkeiten zusammen gepackt, denn um 06:15 Uhr sollten wir bereits am Flughafen sein. Da Hervey Bay kein allzugroßer Ort ist, war dieser auch schnell gefunden und wir parkten unseren Van auf dem letzten freien Parkplatz. In einem kleinen Container neben der Landebahn entdeckten wir dann auch den Empfang und wir meldeten uns an. Zuerst sollten wir die offene Restsumme zahlen und zückten ohne weitere Bedenken unsere Kreditkarte. Diese wurde abgelehnt, wir kannten das Problem aber bereits. Einige Automaten kooperierten einfach nicht mit unseren deutschen Karten. Aber gut, wir hatten ja noch eine zweite, also alles halb so schlimm. Als diese jedoch auch nicht akzeptiert wurde, selbst nach mehrmaligen Versuchen, wussten wir doch nicht so recht was wir nun machen sollten. In aller Verzweiflung wurde sogar noch eine EC Karte durch das Lesegerät gezogen, aber natürlich funktionierte diese hier nicht. Was nun?! Man schickte uns schnell zum nächsten Geldautomaten und glücklicherweise nahm dieser dann eine unserer Karten an. Puh.
Zurück am Counter beglichen wir dann in aller Eile unsere offene Rechnung, denn der Flieger war bereits startklar. Davor ein schnieker Pilot der jeden Gast mit Handschlag begrüßte, uns auf die 6(!) Sitzplätze verteilte und noch eine schnelle Sicherheitseinweisung gab. Dann ging es auch schon los. Noch nie hatten wir so ein Flugerlebenis. In solch einer kleinen Maschine, kann man aus allen Richtungen hinaus schauen, man spürt jede Windböe die einen hin und her schaukelt und vor allem hat man vollen Einblick in das Geschehen im Cockpit. Es war unglaublich. Außerdem fühlte es sich schon ein wenig dekadent an, wenn wir ehrlich sind. Fast als hätte man sich eine Privatmaschine gebucht.
Wir hatten einen 30minütigen Flug vor uns, der uns einen einmaligen Blick auf Fraser Island gibt. Die Ziele der kommenden 2 Tage konnten wir bereits aus der Luft aus betrachten. Wir steuerten langsam auf den 75 Mile Beach zu, unsere Landebahn, und just fing es dazu an zu regnen. Das hatten wir uns natürlich so nicht vorgestellt, aber wir ließen uns die Stimmung nicht vermiesen. Vor der Landung hatten wir Respekt, schließlich war unsere Landebahn der Strand und der Wind zerrte an den Flügeln. Mit etwas mulmigen Gefühl drehte der Pilot ein letztes Mal die Maschine in den Wind um uns dann immer weiter dem Sand zu nähern.
Rechts neben uns erstreckten sich Dünen und einige Bäume, links neben uns das raue Meer und unter der nasse Strand den sogar einige Pfützen durchzog. Wir stellten uns auf eine harte Landung ein und waren völlig verblüfft wie soft die Maschine aufsetzte. Wir konnten bereits einen Blick auf die Autos erhaschen die bereits in Reih und Glied aufgestellt, für uns bereits standen. Nach dem Ausstieg verkniffen wir uns natürlich nicht das Selfie vor dem kleinen Flugzeug und staunen nicht schlecht, als uns dann ein junger Mann mit Lederschuhen und Schlips zu unserem Fahrzeug begleitete. Es stand definitiv fest, wenn uns jetzt jemand sehen könnte, würde er auf jeden Fall von den „reichen Kindern“ sprechen. Aber glücklicherweise legte die erste Passagierfähre erst in über einer Stunde an, so dass der Strand ganz alleine uns gehörte.
Nach einer kurzen Einführung ins Allradfahren gehörte der auf Hochglanz polierte Jeep uns. Erst mal das Handy koppeln, Fenster runter und Musik an. Danach kann unser Trip starten. Wir entschieden uns erst einmal hoch in den Norden zu fahren. Schließlich wollten wir auf dem Rückweg nicht durch einen zu hoch angeschwollenen Fluss gestoppt werden. (Gezeiten und so 😉 ) Ganz langsam tasten wir uns an das Fahrzeug und die Straße… Pardon… den Sand heran. Auf dem menschenleeren Strand gewöhnten wir uns aber schnell an das Fahrgefühl und die Maximalgeschwindigkeit von 80 km/h wurde ganz ausgenutzt. Kein Vergleich mit unseren bisherigen Fahrerlebnissen im geliebten, aber langsamen Van. Es war berauschend, mit dem Wind in den Haaren, dem Meer nur wenige Meter neben uns und dem Fahrzeug das genau für diese Gegebenheiten gebaut wurde.
Auf halber Strecke zu unserem ersten Ziel, stand plötzlich ein Auto mitten auf dem Strand und die zwei Insassen standen am Strand. Irgendein dunkles großes Objekt nebenan tief im Sand verbuddelt. Wir wollten eigentlich nur langsam vorbeifahren, als wir plötzlich realisierten was sich da denn vor unseren Augen abspielte. Wir parkten, liefen auch zum Objekt der Begierde und staunten nicht schlecht. Da hatte sich eine riesige Schildkröte im Sand verbuddelt und kam nicht ohne Hilfe aus ihrem Loch. Der Mann griff beherzt zu und schon im nächsten Augenblick zog sich die Schildkröte langsam Richtung Meer. Ein einmaliges Erlebnis und wir waren genau zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.
Langsam klarte auch das Wetter weiter auf und als wir die Champagne-Pools erreichten, riss der Himmel auf. Wir hatten uns spontan gegen ein Bad in den vorgelagerten kleinen Schwimmschalen entschieden. Uns war es einfach noch nicht warm genug. Eine gute Entscheidung als uns die ersten Pauschaltouristen aus den Bussen entgegen strömten. Für uns verlor der Ort sofort etwas von seinem Zauber als sich die Massen in das Wasser stürzten und den Strand belagerten und machten uns lieber auf die Weiterfahrt.
Wir wollten noch ein kleines Stück weiter nach Norden, zum Orchid Beach, doch kaum waren wir angekommen, regnete es plötzlich stark. Wir nutzen die kleine Pause und gönnten uns das erste Frühstück des Tages. In unseren kleinen Tagesrucksäcken schlummerte es nämlich mehr an Essen als als Kleidung. Unsere herzensgute Dame vom Campingplatz teilte uns nämlich mit, dass das Essen auf der Insel sehr teuer sei. Schon ein faszinierender Ort wenn auf der Karte von einem „Dorf“ gesprochen wird, sich das Ganze jedoch als eine Tankstelle mit angelagertem Café entpuppt.
So schnell wie der Regen kam, verschwand er dann auch wieder und der Himmel versprach keine weiteren Niederschläge. Wir machten uns dann auf den Rückweg nach Süden um nicht durch geflutete Flüsse an der Weiterfahrt gehindert zu werden. Unsere erste Tour zu Fuß führte uns zum Lake Wabby. Nach einem halbstündigen Marsch durch den Wald blieben wir wie angegossen stehen. Gerade noch im Dickicht gewesen, offenbarte sich uns plötzlich eine Wüste vor uns.
In vollem Ausmaß zeigte sich, dass gesamt Fraser Island aus Sand besteht. Und mitten in dieser kargen Sandlandschaft liegt ein klarer See. Nachdem man einiges an Gefälle laufend oder ein bisschen rutschend hinter sich gebracht hatte, setzten wir uns an das Ufer und genoßen die etwas kühlere Luft hier. Nach wenigen Minuten bestätigte sich wieder unsere Entscheidung an keiner der Gruppen-Touren teilzunehmen, als 30 Jugendliche mit einem Ghetto Blaster erschienen und den gesamten See beschallten. Wir nahmen das als Zeichen den Rückweg anzutreten.
Uns erwartete nur noch die Fahrt in die Unterkunft und da wir noch Zeit hatten, entschlossen wir uns anstelle der Strandroute durch das Inland den Weg zum Hotel zu finden. Wir waren von der ersten Sekunde an begeistert. Eine Offroad Route wie sie im Buche steht: steile Passagen, tiefe Schlammpfützen, ausgefahrene Spuren, Äste auf der Straße und so breit, dass gerade unser Auto hindurch passte. Dazu umgeben von atemberaubender Landschaft. Schnell kamen wir zwar nicht voran, aber umso mehr Spaß machte es uns. Nach über 1 1/2 Stunden auf dieser eigentlich recht kurzen Strecke, kamen wir dann an der Unterkunft an. Der Bungalow für die eine Nacht ist riesig und wir sind wieder einmal begeistert von der gebuchten Tour. Bisher hatte sich die Ausgabe mehr als gelohnt. Da uns das lange Sitzen im Auto trotz allem in den Knochen steckt, gönnen wir uns erstmal eine heiße Dusche bevor wir uns in der Gemeinschaftsküche ein einfaches Essen und ein kühles Bier gönnen. Erfrischt und gestärkt fallen wir ins Bett.
Man kann es sich schon fast denken oder?! Der zweite Tag begann früh, sehr früh. Wir wollten zum Sonnenaufgang an einem Schiffswrack sein, für das wir tags zuvor nur für ein schnelles Foto angehalten hatten. Leider sind wir nach der 20 minütigen Fahrt etwas spät dran, hatte uns der Hotelbesitzer einfach die falsche Zeit für den Sonnenaufgang genannt. Trotzdem ist die Stimmung atemberaubend. Die Gischt und einige Wellen umspülen das Wrack und da es gerade einmal kurz vor 6 Uhr ist, haben wir dieses Szenario auch ganz für uns allein. Nach gefühlt 1.000 Aufnahmen und dem langsam einsetzenden Hungergefühl machten wir uns auf den Rückweg zur Unterkunft. Pünktlich zum Frühstück kamen wir an und genehmigten uns erst mal… alles… vom Buffet. Wenn schon umsonst, dann wollten wir das ja schließlich voll ausnutzen. Außerdem fand die ein oder andere Kleinigkeit auch noch seinen Weg in unsere Tasche. Aber psssst.
Wir fuhren noch ein Stück weiter in den Süden. Es ist immer noch ein tolles Gefühl mit 80 km/h über einen Strand zu brettern. Wir nutzten aber auch die Zeit um einige coole Aufnahmen mit dem Auto und einigen Wassertümpeln zu machen. Wir hatten für diesen Tag eine große Rundtour geplant die uns einmal quer durch das Innere der Insel bringen würde. Ab Eurong, nahmen wir dann die Straße ins Inland und mitten im Urwald, bei der alten Central Station, machten wir eine kurze Wandertour zu einem nahen See. Da es dort angekommen, leider anfing zu regnen machten wir uns schnell auf den Weg zurück zum Auto. Glücklicherweise blieb es aber bei einigen wenigen Tropfen. Es ging weiter und tiefer in den Dschungel bis wir das Hauptziel des Tages erreicht hatten, den Lake Mc Kenzie.
Bei unserer Ankunft ist es sehr bewölkt und für die bisherigen Erlebnisse, erstaunlich voll. Nach einem kurzen Picknick in der Nähe des Parkplatzes, Essen ist hier aufgrund der freilegenden Dingos nur an ausgewiesenen und eingezäunten Stellen erlaubt, gingen wir zum See hinunter. Wir hatten bereits einen Blick während des Hinflugs erhaschen können, aber was uns erwartet konnte mit unseren Vorstellungen nicht mithalten. Der Strand war einmalig, weiß und fein wie Puder, aber das Wasser selbst haute uns dann nochmal ganz aus den Socken.
Glasklar und ein Verlauf von einem strahlenden Türkis bis zu einem satten Dunkelblau. Wir konnten uns gar nicht sattsehen. Vor allem als wenig später dann auch noch die Sonne ihren Weg durch die Wolken fand, war es wirklich perfekt. Wir sonnten, badeten, entspannten und konnten ein weiteres Mal nur den Kopfschütteln, welches Glück wir hatten, diese Reise antreten zu können.
Bedauernswerterweise geht jedes schöne Erlebnis einmal seinem Ende zu. Wir sammelten also unsere Sachen wieder ein und machten uns zurück zum „Flugplatz“. Es führte uns wieder eine abwechslungsreiche Offroad Strecke bis an den Strand. Bevor wir jedoch den Wagen abgeben konnten, mussten wir das Auto wieder volltanken. Da kam ein kleiner Schock, pro Liter verlangte man 1,75$, aber wir befanden uns ja schließlich auch auf einer fast unbewohnten Insel. Pünktlich erreichten wir die Landebahn und konnten noch gemütlich bestaunen wie unser Flugzeug zur Landung ansetzte. Nach kurzem Small-Talk mit dem Piloten, verstauten wir das Gepäck.
Dieses Mal wollten wir sicher gehen, dass wir weiter hinten sitzen konnten, auf dem Hinweg war immer der Träger im Weg. Es sollte viel besser kommen, denn der Copiloten-Sitz war dieses Mal frei. Ohne langes Überlegen sagten wir sofort zu, dass wir dort gerne Platz nehmen würden und nachdem Christoph meinte, er würde lieber von Hinten Fotos schießen blieb mir der Ehrenplatz offen. Bei strahlendem Sonnenschein und kaum Wind, machte es nochmal besonders viel Spaß die Insel zu betrachten. Viel zu schnell war unser 2 tägiger Trip vorbei, aber der hatte sich voll gelohnt.
Zurück an unserem Auto, mussten wir doch etwas schmunzeln wieder hinter unser alten „Klapperkiste“ zu sitzen und auf das gute alte Radio zurückzugreifen. Wir entschließen uns noch ca. 100km zu einem nahen freien Rastplatz zu fahren und fallen dann aber auch vollends geschafft in die Federn. Wir sind gespannt ob dieser Ausflug noch zu toppen ist.