Wir standen bereits um kurz nach 5:00Uhr auf, da wir an diesem Tag einiges an Wegstrecke schaffen wollten. Als wir auf diese Weltreise gestartet sind, hatte ich nicht damit gerechnet, noch früher als im Berufsalltag aufzustehen. Sollten wir nicht relaxed, ohne Zeitplan und ausgeschlafen sein? Gut, vielleicht kommt das noch. Wobei man dazu sagen muss, dass uns das Leben nach dem Sonnenrhythmus wirklich gut gefällt. Man ist wirklich sehr entspannt und weniger müde. Ich befürchte aber, dass eine Zubettgeh-Zeit von 19 oder 20Uhr nach unserer Rückkehr nicht mehr mit dem Berufsleben in Einklang zu bringen ist.
Nach den ersten 1 1/2 Stunden Fahrt erreichten wir den auf heute verschobenen Känguru-Strand. Voller Freude traten wir vom Parkplatz, durch ein kleines Waldstück gehend, auf den Strand und sahen – nichts! Natürlich, wie könnte es auch anders sein. Wir waren wohl zu spät oder die Kängurus heute nicht in Laune. Trotzdem genehmigten wir uns einen kurzen Spaziergang völlig allein an einem wunderschönen, endlosen weißen Sandstrand dessen Oberfläche spiegelglatt im Sonnenlicht glänzte.
Nach einem kurzen Frühstück, wir lieben diesen Van für die integrierte Küche, machten wir uns auf die Weiterfahrt. Nach einigen Stunden endloser Fahrt auf dem Highway überkam uns jedoch erneut der Hunger. Nachdem wir uns in einem Lebensmittelladen mit einem halben Hähnchen und Salat eingedeckt hatten, fuhren wir zu einem nahegelegenen Park. Im Schatten eines Baumes machten wir es uns auf unserer Fleece-Decke bequem und verspeisten das gekaufte Mittagessen. Wir konnten uns jedoch leider nicht zu viel Zeit lassen, da wir noch einiges an Kilometern vor uns hatten.
Doch trotz des frühen Aufstehens und unserer fast durchgehenden Fahrt, erkannten wir irgendwann, dass der Weg nach Hervey Bay einfach nicht mehr zu schaffen war. Wir entschieden uns deshalb eine Nacht in „Gin Gin“ zu verbringen. Allein der Stadtname zog uns förmlich an 🙂 Auf einer kostenlosen Raststätte, ca. 120 Kilometer von unserem ursprünglichen Ziel entfernt, kamen wir dann auch erst mit Einbruch der Dunkelheit an. Schnell wurde auf dem großzügigen Parkplatz ein Stellplatz ausgesucht und nur noch ein einfaches Pasta Essen gekocht. Das frühe Aufstehen und die Kälte außerhalb des Vans trieben uns dann schlussendlich ins Bett.
Wir hatten es an diesem Morgen nicht eilig, da wir ja nur die knapp 1 1/2 stündige Fahrt nach Hervey Bay vor uns hatten. Wir genoßen also ein ausgiebiges Frühstück und machten uns dann entspannt auf die Weiterfahrt. Natürlich nicht ohne ein Bild von dem Ortsschild zu machen. Als wir dann bereits am Vormittag in Hervey Bay ankamen, hatten wir erst einmal keinen genauen Plan wo wir unterkommen würden. Da wir mittlerweile große Stücke auf die Touristen-Informationen hielten, fuhren wir direkt zu dieser weiter. Außerdem hatten wir gehört, dass es dort möglich sei, kostenlos über Nacht zu parken. Eine freundliche Mitarbeiterin teilte uns jedoch mit, dass dies nur für Selbstversorger Fahrzüge (also mit Toilette) möglich ist. Sie empfahl uns dafür aber einen Campingplatz an der Promenade der wohl nur 15$ kosten solle. Wir informierten uns noch über mögliche Touren zur nahe gelegen Fraser Island. Eine Sandinsel die man nur mit einem Allradfahrzeug befahren darf. Die Überfahrt mit unserem eigenen Fahrzeug fiel demnach aus und da die Angebote recht teuer… ach quatsch… ar*** teuer waren, wollten wir uns etwas Bedenkzeit geben. Wir fuhren also erst zu dem genannten Campingplatz.
Dort angekommen hatten wir wohl das Glück auf Erden gefunden. Eine „Empfangsdame“ deren Herzlichkeit und Freundlichkeit von Nichts und Niemandem jemals mehr überboten werden kann. Nicht nur, dass wir tatsächlich einen Stellplatz für 15$ die Nacht direkt am Strand nutzen konnten, sie war auch ein wandelndes Reisebüro. So informierten wir uns erneut über mögliche Trips auf die Insel und sie konnte mit Wissen, Charme und vielen Empfehlungen trumpfen. Dabei hatten wir das Gefühl, dass sie niemandem etwas andrehen wollte, so äußerte sie sich über einen Anbieter: „Oh yeah… They are good, but… well… just too expensive. They ripp you off!“ („Die sind gut…aber….einfach zu teuer. Die Zocken euch nur ab!“)
Dann wurden erste Telefonate geführt, wer uns welches Angebot machen könne und ob wir nicht noch einen Rabatt haben könnten. Als dann aber rauskam, dass Christoph (fast) Fotograf ist, leuchteten ihre Augen plötzlich auf. Wir hätten zu diesem Zeitpunkt gehen sollen, denn unsere Reisekasse sollte es schmerzlich zu spüren bekommen.
Es gäbe ein teures aber einmaliges Erlebnis, dass sie uns wärmstens empfehlen könne. Es wäre ein 2 Tages Trip auf die Insel mit Hin- und Rückflug, einem neuen Jeep und Unterkunft. Hmmmmmm…..
Nach langem (!) Abwägen und dem Eindruck, dass wir uns bisher immer streng an unseren Finanzplan gehalten hatten, entschieden wir uns tatsächlich dieses Angebot zu nehmen. Damit wir uns es auch später nicht mehr anders überlegen würden, gingen wir direkt zur Rezeption und buchten den Trip. Zum Glück fiel uns in letzter Sekunde noch das Thema „Wetter“ ein, da ein Sightseeing-Flug sicher am Meisten Spaß macht, wenn man auch etwas sehen kann. Und tatsächlich – die Regenwahrscheinlichkeit für den kommenden Tag lag bei über 80%. Nach kurzer Rücksprache entschieden wir uns dann, einen Tag Pause einzulegen und erst Übermorgen auf die Insel zu fliegen. Das Risiko war uns einfach zu groß so viel Geld auszugeben und dann vielleicht im wahrsten Sinne des Wortes im Regen zu stehen.
Nachdem diese Entscheidung dann gefallen war, machten wir uns auf zum nahen Einkaufszentrum um ein paar Lebensmittel und einige Kleinigkeiten für den Van zu kaufen. Als wir auf den Parkplatz auffuhren konnten wir es kaum fassen. Ein heimeliges Gefühl machte sich in unserer Brust breit und wir fuhren auf dieses unerwartete Ziel zu. Wir parkten, stiegen aus und machten ein Selfie. Als Andenken. Es sah genauso aus wie zuhause, roch wie zuhause und wir konnten selbst einige deutsche Eigenheiten wiederfinden. Wir hatten ihn gefunden – Aldi! 🙂
Nachdem dieses Stück Heimat dann auch wiedergefunden war, fuhren wir zurück zum Campingplatz, verstauten unsere Neuerwerbungen und genoßen noch eine heiße lange Dusche bevor wir uns auf ins Bett machten.
Am nächsten Morgen wurden wir dann von ihm geweckt – dem Regen. Ein erleichterter Seufzer entfuhr unserer Kehle, wir hatten alles richtig gemacht. Was hätten wir uns geärgert, hätten wir den Flug für den heutigen Tag gebucht. Und es sollte wirklich regnen, den ganzen Tag, unaufhörlich. Außerdem kühlte es merklich ab und wir beide zogen uns alles an warmen Klamotten an die wir eingepackt hatten. Da es keinen richtigen Aufenthaltsraum gab und die Gemeinschaftsküche auch zu zwei Seiten offen war, verbrachten wir die Hälfte des Tages in unserem Van. Christoph baute uns noch aus Plane und den schweren Kanistern ein Vordach, so dass man trockenen Fußes aus- und einsteigen konnte. In der restlichen Zeit saßen wir in der Küche, nähten an den restlichen Vorhängen, schmiedeten weitere Pläne für den Umbau des Vans (einmal angefangen, kann man nicht mehr aufhören) und freuten uns wahnsinnig auf den kommenden Morgen.
Als die Sonne bereits kurz vor dem Untergehen war, hörte dann auch endlich der Regen auf. Auf dem Weg von der Küche zum Van bemerkten wir plötzlich erstaunte Blicke um uns herum, jeder hetzte zurück zu seinem Camper und kam mit einer Kamera wieder heraus. Wir wunderten uns vorerst was denn auf einmal los war, aber als wir uns dann zum Strand drehten konnten wir unseren Augen auch kaum trauen. Die untergehende Sonne ließ den Himmel pink (!) erstrahlen und vom Meer aus verlief ein riesiger Regenbogen bis hin zum Festland. Zum ersten Mal in unserem Leben blickten wir auf einen vollen Regenbogen. Es war einmalig. Nach und nach kamen die Leute an den Strand geströmt und es war ein unfassbarer Augenblick den wir alle in einer gewissen stillen Eintracht miteinander genoßen. Als der Regenbogen langsam verblasste, tauchte auch die Sonne immer weiter ab am Horizont. Dabei verfärbte sich der Himmel in allen erdenklichen Orange-, Rot- und Pinktönen. Es war ein wunderschönes Naturspektakel. So konnte man den Tag eindeutig ausklingen lassen.