ca. 225km / 3.217km
Endlich war es soweit, heute sollten wir die Ostküste erreichen. Gerade einmal 160km Kilometern trennten uns noch von unserem Ziel, so dass wir uns dieses Mal etwas Zeit mit dem Aufstehen ließen, noch gemütlich frühstückten um uns dann auf den letzten Abschnitt zur Küste auf zu machen.
Zu Beginn schien alles wie immer, doch die Landschaft veränderte sich schlagartig. Es wurde immer grüner, hügeliger und wir passierten mehr Ortschaften auf unserem Weg. Auf einer der höheren Bergkuppen verschlug es uns dann plötzlich die Sprache – waren wir so falsch? Waren wir nun in der Schweiz? Vor uns erstreckten sie sattgrüne Weiden mit Kühen, hohe Berge, Wiesen und Wälder. Wir hatten Australien mit allem möglichen verbunden, nur damit nicht.
Nach einer endlosen Serpentinen Fahrt durchs „Gebirge“ kamen wir dann in Cairns an. Mit einem kleinen Umweg über einen Supermarkt fuhren wir an die Esplanade und genoßen an einem der vielen kostenlosen BBQ-Stationen ein schnelles Mittagessen. Uns fällt wieder einmal auf, wie viel Freizeitwert die Städte in Australien bieten. Die Parks sind weitläufig, an jeder Ecke findet sich eine saubere Toilette oder sogar öffentliche Duschen, vom Skaterpark, einer kostenlosen Lagune, vielen Sitzmöglichkeiten bis hin zu Spielplätzen oder den genannten Gas-Grillstationen findet sich alles. Wir beneiden die Australier darum, aber man muss auch sagen, wir denken in Deutschland würde das nie so funktionieren. Erster banaler Grund, bei uns ist es nicht das ganze Jahr warm und zweiter Grund, wir glauben, die Deutschen würden es nie schaffen alles so sauber und ordentlich zu hinterlassen. Warum? Wir können es uns nicht erklären, aber egal mit welchen anderen Reisenden aus Deutschland wir uns unterhalten, wir sind alle der Meinung, da würde doch gleich einer die Grillstation dreckig hinterlassen oder Jugendliche vandalieren. Vielleicht fehlt uns einfach das Verantwortungsbewusstsein für öffentliche Gegenstände? Oder wir wachsen nicht gleich als Kleinkind mit diesem „Outdoor-Drang“ wie die Australier auf? Die verbringen nämlich so viel Zeit wie möglich draußen. Egal ob Kindergeburtstage, Cliquen-Treffen oder das Feierabend Bier hier findet alles draußen statt. Man trifft sich im Park, legt ein Stück Fleisch auf den Grill, genießt das Meeresrauschen im Hintergrund und am Ende wird alles picobello wieder hinterlassen.
Wir genießen diese Einrichtungen also so oft wie möglich während unseres Aufenthalts in Australien.
Die BBQ Station an der wir saßen, scheint ein beliebter Treffpunkt für Backpacker zu sein. Wir vermuten es liegt an den kostenlosen, schattigen Parkplätzen die entlang des Parks liegen und erhalten im Gespräch mit einem dieser auch den Tipp, dass es ca. 50km südlich von Cairns eine schöne kostenlose Möglichkeit gäbe zu übernachten. Da wir
Da wir bisher von keinen näheren Alternativen gehört hatten, machten wir uns nach einem Umweg über den Supermarkt und Bunnings auf den Weg dorthin. Gerade mit de, Beginn der Dämmerung erreichten wir die Anlage und konnten uns einen der besten Plätze, geschützt im Schatten mit Blick auf den nahegelegenen Fluss, sichern. Wir bauten routiniert unsere Sachen auf und bereiteten das Abendessen vor.
Wir entschieden direkt, dass wir hier den kommenden Tag verweilen würden. Konnten wir hier gut an unserem Ausbau des Vans weiter machen und auch noch den schönen Platz mit super Einrichtungen nutzen. Selbst in den Genuss von Duschen kamen wir hier. Am nächsten Tag schafften wir es dann auch das Regal im Inneren fertig zu bekommen, die Matratze auf die richtigen Maße zuzuschneiden und die bereits gekauften Boxen mit unseren Klamotten zu füllen.
Unsere Arbeiten blieben jedoch dieses Mal nicht unbemerkt, ist auch ein wenig schwierig wenn Christoph mit der Säge hantiert und wir das halbe Innenleben neben dem Van platziert haben. Aber entgegen unserer Befürchtungen, dass sich jemand durch den Lärm belästigt fühlen würde, kam unser Nachbar herüber um uns ein Lob für die Holzarbeiten auszusprechen. Im Anschluss kam direkt noch ein nettes australisches älteres Ehepaar herüber um uns nochmals zu sagen, wie gut der Van (Ausbau) aussehen würde. Wir unterhielten uns eine Weile und bekamen prompt noch ein Kompliment für unser Englisch. Ob nur aus Höflichkeit oder nicht, den Tag über hatten wir gute Laune. Nachdem wir so viel Geld, Schweiß und Mühe in den Van gesteckt hatten, war es ein Balsam für die Seele zu hören, dass die Arbeiten anderen Menschen positiv auffällt. Hoffen wir, dass dies auch anderen Backpackern beim Wiederverkauf auffallen wird.
Da wir mit unserem Router nur spärlich Empfang hatten, entschieden wir uns noch ein kleines Stück in den Süden zum nächstgelegenen McDonalds zu fahren (bieten kostenloses Internet). In diesem Zuge wollten wir dann auch gleich noch ein paar Einkäufe fürs Abendessen erledigen, wurden jedoch von den Öffnungszeiten der Ortschaft überrascht. Waren wir bisher immer nur an 24/7 (immer offen) gewöhnt, hatten wir über so etwas gar nicht nachgedacht. Zum Glück, waren wir auf nichts angewiesen und konnten uns auch ohne zusätzliches Essen nach unserer Rückkehr auf den Campingplatz ein leckeres Abendessen zaubern.
Auf der Rückfahrt fiel uns bereits auf, dass der Power Converter (um Handy, Laptop, Kamera u.ä. laden zu können) nicht mehr funktionierte. In diesem Moment dachten wir noch, dass es ggfs. an einer zu schwachen Batterie liegen könnte. Doch mit Hilfe unseres Nachbarn und dem Ausbau des Zigarettenanzünders, wir werden langsam richtig fit was Autos angeht, mussten wir leider feststellen, dass der Zigarettenanzünder nicht mehr funktionierte. Es war natürlich Sonntag, wie sollte es auch anders sein, und uns schwante schlimmes, kannten wir mittlerweile die Preise der australischen Werkstätten. Wir machten uns deshalb auf nach Cairns um erst einmal selbst nach einem Ersatzteil zu suchen. Bei Repco wurden wir, dank sonntäglicher Öffnungszeiten, tatsächlich recht schnell fündig und fuhren wie schon am ersten Tag in Cairns an die Esplanade um die Reparaturen zu „probieren“. Man möge es Schicksal, Vorhersehung, Glück, Gott oder was auch immer nennen, aber wir können manchmal kaum fassen, wie sich die Dinge im Leben fügen. Wir suchten uns nämlich einen Parkplatz aus, von ziemlich ziemlich vielen, kommen dank australischer „Small-Talk-Begrüßung“ mit dem Parkplatz-Nachbarn ins Gespräch und was stellt sich raus: der gute Mann ist Elektriker auf Reisen. Jackpot. Nach kurzer Erläuterung des Problems, erklärte er uns, dass ein Stück Kupferdraht durchgebrannt ist (wer baut denn bitte etwas schmelzbares in einen Zigarettenanzünder ein?!?) und wir dieses kleine nicht einmal ein Zentimeter lange Stück einfach wechseln müssen. Okay, Christoph hat zum Glück ein ziemlich ruhiges Händchen, hat er wohl von seiner Mama, und machte sich daran, das Stück Draht auszutauschen. Zu was man auf so einer Reise alles mutiert. Nach einer halben Stunde war alles getauscht und als der Power Converter wieder zu neuem Leben erwachte, entwich uns ein kleiner Freudenschrei. Nun haben wir zwar einen Zigarettenanzünder original verpackt, aber wer weiß für was wir den noch brauchen.
Nach dem dieses Problem erfolgreich gelöst war, machten wir uns auf zur Touristen Information. Wir wollten unbedingt noch eine Tour zum Great Barrier Reef machen, waren aber angesichts der Vielzahl an Angeboten etwas verwirrt was wir denn nun machen wollen würden. Dank der hilfsbereiten Mitarbeiterin, fand sich schnell eine passendes 1-Tages-Tour. Aufgrund des Wetters empfiehl sie uns jedoch erst zwei Tage später zu starten. Das passte uns sehr gut, wollten wir eh erst die Fahrt zum Cape Tribulation (im Norden von Cairns) machen. Nachdem dies alles geklärt war, brachen wir schnell auf und fuhren noch 100 Kilometer zum nächstgelegenen freien Campingplatz.
Auf dem Weg bewundern wir die schöne Landschaft und machen einen schnellen spontanen Stop als neben uns plötzlich ein riesiger See auftaucht. Wir kommen in den Genuss einen perfekten Sonnenuntergang bestaunen zu dürfen. Ein ruhiger See im Vordergrund, eine Bergkette im Hintergrund, umrundet von einem anmutigen Wald und perfektioniert mit Vögeln und Kängurus die scheinbar auch diesen Anblick genießen. Noch schnell wurden einige Bilder geschossen und schon machten wir uns auf die Weiterfahrt, wollten wir nicht ganz im Dunkeln auf dem Rastplatz ankommen. Dieser lag noch einige Minuten entfernt und stellte sich als einfacher, direkt am Highway gelegner Platz heraus. Nach einem schnellen Abendbrot machten wir uns bereits Bettfertig. Wir waren schon voller Vorfreude, sollten wir ja am nächsten Tag den ältesten Regenwald der Welt zu Gesicht bekommen.
Bernd (Vater von Julia) 7. November 2016
Tolle Schilderungen und Bilder. Handwerkerleistungen. Bin schon auf die Fortsetzungen gespannt.
Bernd (Vater von Julia) 7. November 2016
Hinter Handwerkerleistungen sollte eigentlich ein Daumen nach oben kommen. Hats irgentwie nicht übermittelt. Trotzdem Spitze!!!