Endlich war es soweit. In nur wenigen Stunden würden wir unsere zwei „Mongos“ (sehr liebevolle Bezeichnung!!) endlich am Flughafen abholen. Bis dahin mussten wir nur noch mit der Fähre wieder ans Festland kommen, mit dem Bus zur vorab gebuchten Villa gebracht werden um abends das gebuchte Taxi zum Flughafen zu bekommen. Gesagt…. nicht getan.
Bereits die öffentliche Fähre von Meno nach Trawangan hätten wir beinahe verpasst, da unser großzügig geplanter Puffer am Morgen durch das Kochen des Frühstücks schon fast aufgebraucht wurde. Für einen Pancake, ein Omelett und zwei Tee braucht man eben auf den Gilis auch mal 40 Minuten. Auch wenn es im Restaurant keine anderen Gäste gab. Auf Nachfrage hieß es dann nur „Don’t Worry“. Wir dachten uns nur: „Du musst ja auch nicht pünktlich bei der Fähre sein.“
Aber gut, bei kühlen 32°Grad und geringer 80-prozentiger Luftfeuchtigkeit legt man gerne einen kurzen Sprint ein um das Boot nach Trawangan zu bekommen. Nach der kurzen Überfahrt, suchten wir unseren Fähranbieter für die Fahrt aufs Festland und wurden erneut überrascht. Die schon vor über einer Woche gebuchte Fahrt wäre angeblich „ausverkauft“. Wir müssten anstatt um 11Uhr bitte das Boot um 16Uhr nehmen. Da es a) gerade einmal 9 Uhr morgens war und wir keinesfalls so lange warten wollten und b) Harry und Franzi dann am Flughafen ankommen und uns definitiv nicht antreffen würden, kontaktierten wir sofort die Agentur über die wir die Tickets gekauft hatten. Nach einigem Hin und Her (der mobile Router hat sich mehr als bezahlt gemacht) händigte man uns schlussendlich die Tickets aus. So ausverkauft konnte es also gar nicht sein.
Erstaunlich pünktlich legten wir dann aber ab um jedoch wenig später, auf offenem Meer, plötzlich wieder anzuhalten. Nachdem ein Mitarbeiter an einem der Motoren ein wenig rumgeschraubt hatte, ging es schlussendlich jedoch endlich in Padang Bay an Land.
Doch irgendwie wollte der Tag noch nicht gut werden: der versprochene Transferbus war zwar schnell gefunden, jedoch weigerte man sich plötzlich uns an die vorab vereinbarte Adresse zu bringen, sondern alle Passagiere nur bei einem McDonalds abzusetzen, „das wäre normal“. Mittlerweile völlig entnervt, fragten wir Sita, unsere Ansprechpartnerin für unser Haus in den kommenden 2 Wochen, ob sie uns helfen könnte.
Und genau ab diesem Zeitpunkt wurde der Tag immer besser. Denn Sita bot uns einen kostenlosen Transfer an und ein netter Fahrer holte uns pünktlich auf dem Parkplatz von McDonalds ab. An der Villa angekommen, wussten wir dass sich alles gefügt hatte. Noch vor wenigen Tagen hatte uns nämlich unsere ursprünglich geplante Unterkunft abgesagt und wir mussten auf dieses Haus zurückgreifen. Es war jedoch wunderschön. Zwei große Schlafzimmer mit eigenem Bad, einem davor gelagerten Pool und ein offenes Wohnzimmer mit Küche. Alles umringt mit wunderschönen, liebevoll arrangierten, exotischen Blumen. Wir fühlten uns auf anhieb wohl, wir hofften den anderen beiden würde es genauso gehen.
Nach einem kurzen Sprung in den Pool und einer Dusche, machten wir uns fertig um zum Flughafen zu kommen. Die Vorfreude und Nervosität wuchs mit jedem Meter dem wir uns näherten. In der Empfangshalle für Internationale Flüge positionierten wir uns und streckten unser selbstgemachtes Namensschild in die Höhe. Wir scannten jeden ankommenden Passagier, wobei wir uns dachten, dass es nicht so schwer sein konnte ein bleiches deutsches Paar zu finden, welches sich aus einem Riesen und einer kleinen Blonden zusammensetzt. Weit gefehlt – denn der Flieger war voll von Holländern. Doch irgendwann, da erspähten wir ein bekanntes männliches Gesicht und plötzlich rannte ein blonder Wirbel auf uns zu und da waren sie – unser Stück Heimat. Unsere Freunde. Endlich! Jetzt war der Tag endlich perfekt.
Nach vielen Umarmungen, machten wir uns auf zu unserem Fahrer der uns alle vier zurück in die Villa bringen würde. Nach einer kurzen Lacheinlage, weil Harry auf der Beifahrerseite einsteigen sollte, jedoch die rechte anstatt die linke Tür öffnete (man ist eben Rechtsverkehr gewöhnt) machten wir uns auf den Weg. Wir können nur mutmaßen, aber die Gesichter strahlten die gleiche Freude über das Haus aus wie unsere zuvor. Die beiden waren trotz langer Anreise erstaunlich fit (lag vielleicht an dem ein oder anderen kostenlosen Champagner auf dem Flug 😉 ), so dass wir noch typisch lokales Essen für alle besorgten und den restlichen Abend damit verbrachten uns am Esstisch sitzend auf den aktuellen Stand des jeweils Anderen zu bringen. Das war so ungewohnt und gleichzeitig wunderschön mit unseren Lieben an einem Tisch zu sitzen.
Die kommenden 13 Tage können wir nur schwer im Detail wiedergeben. Viel zu viel haben wir erlebt und viel zu lange würde der Bericht werden. Nichtsdestotrotz möchten wir die Erlebnisse niederschreiben und versuchen uns deshalb an einer, hoffentlich der Zeit gerecht werdenden, Zusammenfassung:
Wir hatten viel vor in der gemeinsamen Zeit und da es auf Bali nur wenig oder gar keinen öffentlichen Verkehr gibt, entschlossen wir uns für die gesamte Dauer zwei Roller zu mieten. Da wir auch längere Strecken zurücklegen würden und keiner den Urlaub frühzeitig durch einen Unfall beenden wollte, entschieden wir uns über ein teureres Unternehmen zu buchen, welches uns neue und geprüfte Roller zur Verfügung stellte. Viele andere Blogger berichteten über Polizeikontrollen bei denen zwanghaft nach einem Regelverstoß gesucht wird und man immer ein bisschen „Trinkgeld“ parat haben sollte. Wir wurden in der kompletten Zeit tatsächlich nur zwei Mal kontrolliert, das auch noch am selben Tag und konnten ohne Probleme weiterfahren. Der gefürchtete Verkehr war natürlich nicht so kontrolliert wie in Deutschland und Regeln gibt es dort sowieso keine, aber sofern man mit Sinn und Verstand fährt, hatten wir das Gefühl (meist) sicher unterwegs zu sein. Wir würden die Erfahrung in Indonesien Roller zu fahren niemals eintauschen wollen. Wir liebten unsere Roller heiß und innig und genoßen unsere Rollertouren.
Immer wieder zog es uns an den heißen Tagen an die Strandabschnitte der Küste um unter Anderem unsere zwei Weißgesichter ein bisschen braun zu bekommen 😀 Wir waren immer wieder verblüfft über die Unterschiedlichkeit der Strände. Bereits nach der ersten Nacht zog es uns zum nahegelegenen Dreamland Beach. Die Wellen waren jedoch so (atemberaubend) hoch, dass es teilweise eher einem Höllenritt glich als einer entspannten Abkühlung.
Die meiste Strand-Zeit verbrachten wir deshalb am Jimbaran Beach. Obwohl er in jedem Reiseführer als Horror-Strand beschrieben wurde, an dem man „wie die Sardinen“ nebeneinander liegen würde, war dort (fast) niemand. Bereits am ersten Tag hatten wir unseren Schattenplatz auserkoren, den wir, falls sich mal jemand anderes dort hinverirrte, auch verteidigten 😉 Vor allem konnten wir hier auch mal ein bisschen Original-Straßenessen genießen und kauften bei einem der Stände einen, auf einem Holzkohlegrill frisch zubereiteten, Maiskolben. Christoph und ich kannten diese bereits aus Malaysia und wollten Franzi und Harry nicht gehen lassen, ohne einen solchen probiert zu haben.
Neben diesen zwei hat Bali unendlich viele weitere Strände zu bieten. Wir erlebten alles: pudrigen weißen Sand, Steilküsten die nur über hunderte von Stufen zu erreichen sind, leere Abschnitte, kleinste Buchten, schwarzen mystischen Sand, Surferspots,… Für jeden ist dort etwas zu finden und landschaftlich ist einer schöner als der andere.
Daneben gönnten wir uns immer eine ordentliche Abkühlung in unserem hauseigenen Pool mit dem ein oder anderen Keks, Kaffee oder zu abendlicher Stunde auch mal einem Gin. (Freunde wissen eben was man mitbringt!) Wobei wir erst mal einige Versuche starten mussten, mit was man dieses leckere Getränk den mischen kann. Fanta Wildberry auf jeden Fall…NICHT. Wir entschieden uns zum Schluss für die gute alte Sprite und eine Limettenscheibe machte daraus ein sehr hervorragendes Getränk um den Abend ausklingen zu lassen. Wobei wir alle beim Mischungsverhältnis ein bisschen aufpassen mussten, war der Alkoholkonsum bisher auf ein Minimum reduziert worden.
Nach einigen Tagen wollten wir jedoch mehr erleben als nur die Südhalbinsel und beschlossen eine 2-Tages-Tour nach Ubud zu machen, dem Künstler-Hipster-Spot von Bali. Wir hatten uns ein kleines gemütliches Familienzimmer reserviert und waren nach der zweistündigen Rollerfahrt (bei 32°C) dermaßen platt, dass wir uns erst einmal eine Abkühlung im Pool gönnten. Wir waren allesamt sehr begeistert von der feingliedrigen Stadt, die, obwohl der vielen Touristen, doch in vielen Ecken ein charmantes Flair hat das uns verzauberte. Da es Franzi leider gesundheitlich nicht ganz so gut ging, entschlossen wir uns, uns am nächsten Tag zu trennen. Die beiden fuhren mit einem kleinen Umweg über Reisfelder, zurück in die Villa und wir besichtigten noch einige kulturelle Highlights in dieser Region. Der Wassertempel mit der rituellen Reinigung in Wasserbädern und ein hinduistischer Tempel begeisterten uns dabei besonders. Letzter wurde bereits 400 n.Ch. erbaut, jedoch erst in den 40er Jahren wiederentdeckt. Ein ganz besonderer Ort, da dort die Hindus ihre Opfergaben ablegen und da das ungefähr hunderte von Menschen tun, stapeln sich dort die Essensgaben. Verderben lassen sie jedoch nichts, nach wenigen Stunden werden die Schalen, Tabletts und Boxen wieder abgeholt und alles Essen mit der Familie geteilt.
Einen ganz besonderen Abend hatten wir aufgrund eines Tipps der Sumatra-OrangUtan-Gruppe. Wir fuhren hierfür extra nach Canggu, einem nordöstlich gelegenen Stadtteil der vor allem bei Surfern, Hipstern und solchen die eines von beidem mal werden wollen, beliebt ist und suchten das Restaurant „Dendelion“ auf. Ein wunderschöner Ort der mehr an ein französisches kleines Hinterhof-Lokal erinnert, als an ein hippes balinesisches In-Restaurant. Dazu freilaufende…pardon….freihoppelnde Kaninchen (nein- die werden dort nicht gegessen) und ein fantastisches Essen machten den Abend perfekt. Die lange Fahrt hatte sich für uns alle definitiv gelohnt.
Da Bali unter anderem für eine ganz besondere Tanz-Kultur steht, besuchten wir noch den berühmten Uluwatu-Tempel. Pünktlich zum Einlass standen wir eingewickelt in unsere Sarongs (man darf keine Beine zeigen) direkt vor dem Eingang des Amphitheaters und sicherten uns eine der besten Plätze für die abendliche Veranstaltung. Dieser Ort ist etwas ganz besonderes: auf einer Steilklippe gebaut, bietet sich als Besucher der Blick auf die Tribüne und dem Meer direkt dahinter. Noch während des Tanzes ging im Hintergrund langsam die Sonne unter – wunderschön!
Den letzten Abend machten Franzi und Harry zu etwas Unvergesslichem. So buchten sie ein kleines 6-Personen Boot nur für uns vier alleine für eine Sonnenuntergangstour an der Küste Balis entlang. Nicht nur, dass wir das Meer direkt unter uns hatten, Musik im Hintergrund und ein kühles Bier in der Hand, sondern auch nochmals alles an Natur was Bali zu bieten hat von See aus bestaunen zu können, machte dieses Event zu einem mehr als würdigen Abschluss für uns alle!
Am letzten Morgen machten wir uns nochmals ein ausgiebiges Frühstück, wie immer mit Spiegelei, frischem Kaffee, Toast und einem Pancake als Dessert. Wir ließen es uns nicht nehmen, nochmal anständig in den Pool zu springen und auch bereits ein bisschen die Zeit Revue passieren zu lassen. Da Christoph und ich uns für einen Weiterflug zur gleichen Uhrzeit entschieden hatten, konnten wir alle gemeinsam den Transfer zum Flughafen nutzen. Nachdem also alles nochmals kontrolliert, sich alle Gepäckstücke im Auto befunden hatten, befanden wir uns tatsächlich 30min später am Flughafen Denpasar um in völlig unterschiedliche Richtungen zu fliegen. Zum Glück hatten wir noch ein bisschen gemeinsame Zeit bevor es zu den Gates ging, aber auch diese ging viel zu schnell vorbei. So hieß es nach schönen, lustigen und unvergesslichen 13 Tagen erneut Abschied nehmen. Wir würden uns alle erst im neuen Jahr wiedersehen!
Der blonde Wirbel 7. Oktober 2016
:* schön wars!